Erntefest Oberbauerschaft

Verein zur Pflege Oberbauerschafter Erntebräuche e.V.

Die Geschichte vom Erntefest in Oberbauerschaft

Beim ersten Erntefest in Oberbauerschaft im Jahre 1933 sollte festgestellt werden, welcher Einwohner wohl die beste Ernte eingefahren hatte. Dies brauchte nicht unbedingt ein Bauer zu sein, denn viele Bürger hatten in ihrem Garten oder auf dem gepachteten Feld Getreide gesät. Und so wurde im Dorf entsprechend gefeiert, parallel gab es in den ersten Jahren auch die Wahl eines Maikönigspaares.
Die Erntefeste fanden in den ersten beiden Jahren noch ohne Zelt auf einer Wiese bei Uthoff (Neue Straße) statt. 1935 feierte man erstmalig in einem Zelt am Kotten von Detert (Im Mühlental); in den Jahren 1936 – 1938 fand das Fest hinter „Niermann’s Busch“ (gegenüber der Einfahrt Beendorfer Straße) statt. Unterbrochen durch die Kriegsjahre fanden ab 1949 wieder Erntefeste statt. Gefeiert wurde an wechselnden Standorten. Auf der Wiese hinter „Westermann‘ Saal“, auf dem Platz gegenüber der damaligen Gaststätte Siekmeier (Einmündung Beendorfer Straße), im Jahr 1953 unterhalb von Fründ (jetzt: Oberpenning) und Bauer Nunnenkamp (jetzt: Welschlau) an der Oberbauerschafter Straße und zweimal (1968 und 1969) auf der Kahle Wart.

Der Aufbau des Festzeltes war früher eines der größten Probleme; es wurde in den Anfängen mit Pferdewagen vom Bahnhof in Lübbecke abgeholt. Auch mussten Unebenheiten mit leeren Bierfässern ausgeglichen werden
und oftmals mehrere Fuder Stroh zur Befestigung des Zeltvorplatzes beschaff t werden. Seit 1970, mit dem Ausbau des Schul- und Sportgeländes, fi ndet das Fest an seinem heutigen Standort am Sportplatz statt. In jedem Jahr fand ein großer Festumzug durch Oberbauerschaft statt; ab 1972 beschränkte man dieses Vorhaben dann auf alle 5 Jahre. In den Anfangsjahren war es oft schwierig, die benötigte Anzahl von Festwagen für den Umzug zu bekommen; im September war die Kartoff elernte auf den Wagen gelagert und nicht jeder Landwirt verfügte über mehrere Anhänger .

Der Festumzug wurde in früheren Jahren von den Herolden Heinrich Sundermeier und Heinrich Berger sowie vom Reiterverein mit ca. 20 Pferden angeführt. Im Zug selbst gab es in den Anfangsjahren auch sehr viele Fußgruppen wie z.B. die Sähmänner mit Karl Schläger, Heinrich Schläger und Heinrich Wiegmann sowie Gruppen mit Sensen, Bindern, Brot und Wasser.
Für den Heimatverein fertigte Heinrich Tödtmann für jeden Festumzug in mühevoller Kleinarbeit mehrere Märchenwagen. Die Größe und Art der Fahrzeuge unterlag in all den Jahren ständigen Veränderungen. Musikgruppen, Alttraktoren und historische Fahrzeuge gehören heute ebenso zu einem Festumzug wie Festwagen örtlicher Vereine und Gruppen sowie heimischer Handwerker und Firmen.

Um den Königsthron gab es sehr viele Bewerber, so wurden z.B. im Jahre 1951 insgesamt 22 Ähren abgegeben; damals waren es 94 Körner in der Ähre von Fritz-August Meyer zum Büschenfelde, die ihm den Titel und Krone für ein Jahr einbrachten. Und auch heute noch wird der König in traditioneller Weise ermittelt: Man sucht sich eine besonders gut und lang gewachsene Roggenähre. Diese gibt man bis spätestens Donnerstag vor dem Erntefest bei den „Königsmachern“ ab, die die Ähre mit den meisten Körnern ermitteln. Bis zur Ausrufung durch den Bürgermeister am Sonntagnachmittag bleibt der Name des neuen Erntekönigs ein Geheimnis.

Traditionell empfängt das amtierende Erntekönigspaar nach einem Jahr Regentschaft am Samstag „sein“ Volk an seiner festlich geschmückten Residenz. Familie, Nachbarn und Freunde helfen dem Königspaar – auch ein Beweis für gute Nachbarschaft und Gemeinschaft innerhalb des Dorfes. Anschließend wird – nach einem Laternenumzug mit der Dorfkapelle – im Festzelt zum Ernteball eingeladen. Beim Erntefest 2016 , als das amtierende
Königspaar nicht zur Verfügung stand, gingen alle ehemaligen Königspaare mit ihren Nachbarschaften in einem Sternmarsch zum Festplatz.
In den vielen Jahren kommt es auch immer wieder zu Veränderungen. Der drei Jahrzehnte stattfindende beliebte Holschenball am Montag mit dem Wettbewerb der bestbemalten „Holsken“ ist dann 1998 wegen abnehmender Resonanz eingestellt worden. Auch eine Disco mit Abi-Feten der Gesamtschule am Freitagabend wurde einige Jahre durchgeführt.

Am Sonntagnachmittag findet mit einem bunten Programm unter der Mitwirkung der Dorfkapelle, der Volkstanzgruppe und Schülern der Grundschule der Festakt statt, hier wird u.a. im Auftrag des Erntekönigspaares seit 1956 der Orden der „Goldenen Weizenähre“ verliehen. Bislang wurden in diesem Rahmen fast 200 Auszeichnungen für ehrenamtliches Engagement in Oberbauerschaft vergeben. Auch treten traditionell Jungbauer und Jungbäuerin mit einem Spruch auf. Der Festakt erfolgte von 1970 bis 2012 unter dem Erntekranz auf dem Schulhof, danach auf dem Festplatz am Zelt. Durch den Bürgermeister erfolgt die Ausrufung des neuen  rntekönigspaares; ein Dorfnachmittag im und am Festzelt und verschiedene Aktionen für Jung und Alt schließen sich an. Seit 1976 wird mit den Nachbarn des alten Königs der Erntekranz zum neuen König getragen. Die musikalische Begleitung hatten anfangs vier Posaunenchorspieler übernommen. Mittlerweile übt diese Funktion die Dorfkapelle aus.

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